Verleihung 2022

 

Text: Sabine Rother

 

Ein Abend ganz im Zeichen des Öcher Platts: Albert Henrotte ist im Krönungssaal mit dem Thouet-Preis ausgezeichnet worden. Freudiges Stimmengewirr. Der Krönungssaal im Aachener Rathaus, das von der Rathausgarde Oecher Duemjroefe in Traditionsuniformen freundlich bewacht wird, füllt sich Samstagabend mit rund 650 gutgelaunten Menschen. „Watt jet et hü?“ (Was gibt es heute?) fragt das Programmheft: Ganz klar, nach einer coronabedingten Pause 2021 wird endlich wieder der Thouet-Mundartpreis der Stadt Aachen verliehen.
Preisträger ist Albert Henrotte (71), einst Mitarbeiter der Stadtverwaltung, einfühlsamer Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger, privat bis 2007 leidenschaftlicher Schauspieler bei der Alt-Aachener-Bühne.

In bester Gesellschaft

Noch liegt die Schwüle der letzten Tage im historischen Raum, und das Programmheft wird zum Fächer. Das soll sich ändern, denn bald sind die nach Aachener Stadtbereichen benannten Saalsegmente besetzt – Maat, Rues, Kriem, Sankel, Ponk. Der erste Test, ob man ein bisschen Öcher Platt versteht. Endlich geht es los, und Lennartz begrüßt bewegt das Publikum, in der ersten Reihe Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, Bürgermeisterin Hilde Scheidt ist gleichfall dabei, rundum findet man bekannte Gesichter, ehemalige Kolleginnen und Kollegen Henrottes, Menschen aus Verein und Freundeskreis, Vertreter der Kirche. Damit es nicht zu ernst wird, erobert einen bunte Truppe die Bühne: Markus Krings und seine Freunde zeigen, was „Asterix beij d’r Thouet-Priis“ so anstellen würde, natürlich zusammen mit Miraculix, dem dicken Obelix und wie sie alle heißen: „Asterix, d’r Jallier“ ist das erste Aachener-Mundart-Heft der Reihe. Mit viel Witz springt Lennartz von einem Asterix-Ausflug zum anderen, um den Sponsoren zu danken. Etwa beim Asterix-Heft zu Kleopatra: „Wenn Sie auch gern so eine Pyramide hätten, wenden Sie sich an diesen Bestatter“ – die Gäste sind begeistert.
Übrigens ebenso von der kurz-knackigen Rede der Oberbürgermeisterin, die sich mit einem Gruß auf Öcher Platt zum Podium wagt. Lennartz wirft einen Blick zurück in die Fördervereinsgeschichte und dankt allen, inklusive Hausmeistern, bevor er die Programmleitung an Thomas Muckel weiterreicht, zweiter Vorsitzender der Alt-Aachener-Bühne und an diesem Abend charmanter Plauderer.

Zahlreiche Mitwirkende selbst Preisträger

Zunächst stürmen die Kinder der Domsingschule als „Kenger va de Duemsengschuel“, begleitet von Schulleiterin Irma Wüller, den Saal und singen Leddchere op Öcher Platt, manche sogar zum Mitsingen. Viel Beifall für eine große Leistung, die so manchen rührt. Schöne Grüße von Loriot könnte man beim Sketch „Ich well mär heij setze“ mit Muckel und Birgit Thelens, erste Vorsitzende der Alt-Aachener-Bühne, sagen.
Er, im braunen Bademantel, will TV schauen. Sie kann es nicht ertragen, dass er so untätig herumsitzt. Mit viel Witz holen die beiden die Geschichte nach Aachen. Bluesmusiker Dieter Kaspari, Kollege Uwe Böttcher an der Violine und Kabarettist Wendelin Haverkamp steigen noch tiefer ein in das große Thema Aachen. Und bevor Henrotte sein „Preisträgergeschenk“ auf die Bühne bringt, kommen Dieter Böse und Salli Camiola mit ein paar nachdenklich-sozialkritischen Songs – klar, in bester Mundart.
„D’r Franzues“ ist ein berühmtes Solo, bei dem Henrotte virtuos und temporeich Öcher Platt mit hausgemachtem Französisch mischt und vom Paradies, dem Herrgott, Adam und Eva samt Schlange plaudert.
Der Spannungsbogen des langen Abends stimmt. „De Originale“ packen flotte Rhythmen aus, und Muckel ist als grandioser Gastsänger mir rockigen Qualitäten in ihrer Mitte. Laura Lennartz und Sophie Sassen zeigen, wie schön Öcher Platt bei jungen Sängerinnen klingt. Jung ist Manfred Savelsberg nicht mehr – aber wortgewaltig und witzig als „Werber“ für den Club der „alten weißen Männer“, in den er Henrotte gern aufnehmen würde.
Die Laudatio steht an und wird ein Spaß. Jeder hört gern zu, wenn Resi Schumacher und Ina Gröbner als Raumpflegerinnen die Bühne fegen und vom flotten Albert schwärmen.
Schließlich der große Moment, die Urkunde, Henrotte umringt vom Vorstand, „1,67 Meter im Adrenalin-Schock“, lächelt tapfer und bedankt sich nach seinen „Merssi-Wöet“ mit dem von ihm und Resi Schumacher erdachten neuen Sketch „Silberhochzeit“ – da gibt es Sprüche, die alle kennen, inklusive verblüffendes Ende.
Nach drei Stunden dürfen alle aufstehen und „Urbs Aquensis“ in der von Hein Engelhardt weitergedichteten Mundart-Version singen. Endlich wird gefeiert mit Bier, Sekt, Sprudel und Häppchen. Der Preisträger 2022 schüttelt unendlich viele Hände und ist beglückt.

Galerie

Wir danken unserer Fotografin Melanie Conrad-Franzen für diese schöne Bildauswahl.